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Heissluft Doppelmotor - Stirlingmotor
Verfasst: Fr 11. Feb 2011, 17:19
von kopfgesteuert
Hallo Zusammen,
wieder einmal bin ich auf der Suche nach Informationen über einen Exoten aus meiner Sammlung. Es handelt sich um einen Heissluftmotor mit äusserer Verbrennung. Dabei sind zwei identische Motoren parallel angeordnet bei denen die Kurbelwellen über ein gemeinsames Schwungrad verbunden sind. Ein über Flachriemen angetriebener Drehzahlregler wirkt dabei mit einem Bremsschuh direkt auf das Schwungrad. Befeuert wurden die Motoren mit zwei Gasbrennern (diese fehlen leider). Der Arbeitszylinder ist wassergekühlt. Das Kühlwasser wird durch eine Kolbenpumpe die über die Kurbelwelle mittels Exzenter angetrieben wird umgepumpt. Der Abtrieb erfolgt über eine dreifache Schnurriemenscheibe. Der Motor dürfte weit über 100 Jahre alt sein. Schwungraddurchmesser ist 400 mm - Gesamtgewicht der Anlage ist ca. 90 kg. Fundort ist Thüringen.
Wer weiss etwas über diesen Motor - wo wurde er eingesetzt - wer ist der Hersteller?
Grüsse, Markus

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Re: Heissluft Doppelmotor - Stirlingmotor
Verfasst: Fr 11. Feb 2011, 19:09
von dampfspieler
Hallo Markus,
erst mal - sehr schönes Teil. Leider hast Du keine Angaben zu Maßen gemacht, aber ich denke, dass es kein Modell mehr ist, sondern eine Maschine angetrieben hat, möglicherweise Nähmaschinen oder Kleindrehbänke (für Uhrmacher oder andere Feinmechaniker). Es ist ein Beta-Typ-Stirling. Du könntest damit auch prima ein BHKW aufbeuen.
Zum Hersteller oder Erbauer kann ich Dir leider nichts sagen, aber für den Fall, dass Du es zum Leben erwecken möchtest - mit einem Brennerwunsch bist Du bei mir richtig

, genau wie mit der Brennerabdeckung.
Wie das bei einem 170 mm-Keramikbrenner aussieht, kannst Du
hier sehen.
Grüße Dietrich
Re: Heissluft Doppelmotor - Stirlingmotor
Verfasst: Sa 12. Feb 2011, 10:19
von BUMI
Moin, tolle Maschine. Was treibt der Exenter neben der Schwungscheibe? Gruß, Burgfried
Re: Heissluft Doppelmotor - Stirlingmotor
Verfasst: So 13. Feb 2011, 10:35
von kopfgesteuert
dampfspieler hat geschrieben:... Leider hast Du keine Angaben zu Maßen gemacht...
Hallo Dietrich,
Schwungraddurchmesser ist wie oben angegeben 400 mm - das ist wie du richtig festgestellt hast kein Modell mehr, sondern eine Antriebsmaschine. Auch der 3-fache Schnurabtrieb belegt, dass der Motor wirklich mal arbeiten musste. Ein "Fachmann" aus dem Bodenseeraum der schon viel über Stirlingmotoren publiziert hat, meinte, dass der Motor eventuell eine Wasserpumpe angetrieben hat um ein Bassin mit vielleicht nur 10 mm dicker Leitung im Dachgeschoss eines Hauses (eventuell Gutshaus in isolierter Alleinlage) zu befüllen um so die Hauswasserversorgung zu gewährleisten. Für diesen Zweck ist keine grosse dafür aber mehr oder weniger kontinuierlich Leistungsabgabe erforderlich.
Danke auch für dein Brennerangebot - habe mir da allerdings bislang noch keine Gedanken gemacht - möchte aber wenn es mal soweit ist möglichst eine authentische Anlage einbauen. Aufgrund des langen Verdrängerzylinders bietet sich da wohl auch ein schlitzförmiger Brenner an - oder?
Grüsse, Markus
Re: Heissluft Doppelmotor - Stirlingmotor
Verfasst: So 13. Feb 2011, 10:40
von kopfgesteuert
BUMI hat geschrieben:Was treibt der Exenter neben der Schwungscheibe?
Hallo Burgfried,
der Exzenter treibt wie oben beschrieben eine Kühlwasserpumpe an, die sich unterhalb der Bodenplatte befindet. Damit wird die stetige Versorgung der beiden Arbeitszylinder mit frischem Kühlwasser gewährleistet.
Grüsse, Markus
Re: Heissluft Doppelmotor - Stirlingmotor
Verfasst: So 13. Feb 2011, 11:43
von dampfspieler
Hallo Markus,
mit den Maßen meinte ich eigentlich mehr Durchmesser der Zylinder außen und innen und Hub des Arbeits- und des Verdrängerkolbens, da sich dadurch Rückschlüsse auf die ungefähre Leistung ergeben.
möchte aber wenn es mal soweit ist möglichst eine authentische Anlage einbauen.
Auch das ist problemlos möglich - ich kann auch andere bauen, Spiritusvergaser beispielsweise, aber Alles zu seiner Zeit

. Da der Motor nicht mehr auf seinem ursprünglichen Fundament steht, fehlen auf jeden Fall die "Lampengehäuse" (in denen die Brenner waren) mit den entsprechenden Abzügen. Falls Du dazu Infos hast, wäre das sehr interessant zu wissen.
Aufgrund des langen Verdrängerzylinders bietet sich da wohl auch ein schlitzförmiger Brenner an - oder?
Sehr gut möglich, allerdings eher unwahrscheinlich. Da ein Stirlingmotor
von der Temperaturdifferenz zwischen dem heißen und dem kalten Ende
lebt, wird das Lampenhaus höchstens das erste Drittel des Verdränger-Zylinders umschlossen haben. Der Mantel des Verdrängerzylinders sollte Wärme eher schlecht leiten. Unsere Altvorderen hatten da ziemlich ausgeschlafene Lösungen, die heutige Ingenieure schon mal ins Grübeln kommen lassen. Möglicherweise ist der vordere Boden des Verdrängerzylinders auch aus Kupfer - dann ist es der optimale Fall und der Brenner war eher eine "Lötlampe".
Viele Grüße Dietrich
der gerne mit Heißluftmotoren spielt
Re: Heissluft Doppelmotor - Stirlingmotor
Verfasst: So 13. Feb 2011, 16:31
von kopfgesteuert
Hallo Dietrich,
vielen Dank für deine Ausführungen.
dampfspieler hat geschrieben:...mit den Maßen meinte ich eigentlich mehr Durchmesser der Zylinder außen und innen und Hub des Arbeits- und des Verdrängerkolbens, da sich dadurch Rückschlüsse auf die ungefähre Leistung ergeben
.
...ach so!
Der Verdrängerzylinder ist 210 mm lang und hat einen Aussendurchmesser von 84 mm bei einer Wandstärke von 1 mm. Der Hub des Verdrängerkolbens beträgt 60 mm.
Der Arbeitszylinder ist 250 mm lang und hat eine Bohrung von 82 mm - der Hub des Arbeitskolbens beträgt 38 mm.
...fehlen auf jeden Fall die "Lampengehäuse" (in denen die Brenner waren) mit den entsprechenden Abzügen. Falls Du dazu Infos hast, wäre das sehr interessant zu wissen.
.
...dazu habe ich leider keine Informationen
Möglicherweise ist der vordere Boden des Verdrängerzylinders auch aus Kupfer - dann ist es der optimale Fall und der Brenner war eher eine "Lötlampe".
Der Verdrängerzylinder hat vorne lediglich einen Messingdeckel - sehr wahrscheinlich die gleiche Wandstärke wie der übrige Zylinder. Die einfache Lösung scheidet daher wohl eher aus und es wird ein grosses Lampengehäuse benötigt das beide Brenner einhaust oder eben zwei Einzelne was vielleicht auch besser aussieht. Schön wäre wenn man eine zeitgenössische Abbildung des kompletten Motors hätte oder wenigstens eine Zeitungsannonce mit Bild und Text oder ähnliches um das ungefäre Aussehen der Lampenanlage bestimmen zu können.
Grüsse, Markus