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Elektromotor zum Generator umfunktionieren

Verfasst: Do 10. Mär 2016, 22:01
von Motorenmicha
Nun auch hier grundlegendes zum Thema: Elektromotor zum Generator umfunktionieren.

Ich sehe es immer wieder auf YouTube, bei Oldtimer,- und Standmotorentreffen, ein Elektromotor wird angetrieben und zum Generator umfunktioniert. Wenn ich mir die Schaltungen ansehe und hinterfrage was hier eigentlich konzipiert wurde, erhalte ich häufig nur unvollständige Antworten. Kaum jemand hat seine Kreation vollständig betrachtet und die wichtigsten Vorgänge, nämlich die in einer elektrischen Maschinen vor sich gehen beachtet.
Mal anders gefragt, warum wird nicht ein seltener Stationärmotor zu einer Wasserpumpe oder zu einem Kompressor umgebaut, den leider ist es ja nicht möglich aus Abgasen, wieder einen Kraftstoff zu wandeln?

Darum hier einige Ausführungen und gleich vorweg:
Ein Elektromotor bleibt ein Elektromotor und Generator ein Generator (bis auf sehr seltene Ausnahmen)!!!

Stellt man einen Elektromotor und einen Generator, die das gleiche Spannungssystem, ungefähr die gleichen Baumasse und Leistung (U/min & kW) gegenüber und vergleicht die einzelnen Bauteile, so wird man einige Unterschiede feststellen. Als Beispiel können ganz andere Nutverhältnisse zwischen Stator und Läufer auftreten und die Wicklung in einer Ein,- oder Mehrschicht ausgeführt sein. Alle diese Abweichungen und seien sie auch noch so von außen betrachtet „klein“ sind für die jeweilige Betriebsart als Elektromotor oder Generator von Bedeutung. Um eine Umfunktion vornehmen zu können, muss immer etwas verändert werden und das bedeutet einen Eingriff in den Originalaufbau!

Auf zwei der häufigsten „Kreationen“ möchte ich genauer eingehen:
Asynchronmotor mit Hilfe von Kondensatoren zum Asynchrongenerator umfunktionieren:
Es ist richtig das es den Asynchrongenerator gibt und dieser mit Hilfe von Kondensatoren arbeitet. Aber wenn man sich mal den Aufbau der Wicklung und Hilfseinrichtungen anschaut, so wird schnell klar das es nicht ohne weiteres möglich ist einen normalen Asynchronmotor umzufunktionieren. Als schwierigstes ist hier die Beherrschung der Spannung zu sehen, den im Moment des Aufschwingens bei Last Zu,- oder Abschaltung können große Spannungsspitzen entstehen, die schnell mal zu Durchschlägen führen (Durchschläge können lange Zeit unbemerkt bleiben und noch einige weitere male folgen, ehe es zu einem „Tödlichen“ Funken kommt)
Schleifringasynchronmotor mit Hilfe einer Erregungsspannung an den Schleifringen zum Generator umfunktionieren:
Legte man an zwei Schleifringe (Dreiphasenläufer) eine Gleichspannung, so erhält man zwar im Läufer die richtige Polausbildung, aber durch die Verteilung der Wicklung in Nuten und der meist verwendeten Einschichtwicklung im Stator kommt es zu folgenden Erscheinungen. Durch die Einschichtwicklung wird eine sehr schlechte Sinusfunktion erzeugt, in Folge der Nuten vom Läufer (den die sind ohne Dämpfung) entstehen Induktionsspitzen, das addiert sich und nun können wieder schwer beherrschbare Spannungsspitzen entstehen. Gerade bei Last Zu,- oder Abschaltung wird das Problem akut und da hier auch noch eine Regelung der Erregungsspannung notwendig wird, die aber in Folge des kleinen Innenwiderstandes der Wicklung und der daraus resultierenden kleinen Erregerspannung nur sehr schwer möglich ist, sind schnell schädliche Spannungsspitzen zu erwarten.
Es sollte auch beachtet werden, das historische Elektromotoren und Generatoren nach anderen Konzeptionen, Vorschriften und Prüfspannungen gebaut sind und mit unserer heutigen Herangehensweise nicht ohne weiteres eins zu eins übertragen werden können.

Ich würde mich sehr freuen wenn der Ein oder Andere das beherzigt!
Den ein original erhaltener und in Betrieb genommener Elektromotor ist doch mit seinem Erscheinen und Betriebsgeräuschen nicht minder, einer Verbrennungsmaschine!?

Gleich noch an alle die mit dem Argument kommen, es funktioniert bei mir schon seit Jahren, ja es mag eine Zeit lang gutgehen, aber wenn dann ein Originalteil oder die Wicklung defekt wird, kann kaum noch Ersatz beschafft werden!

Gruß
Micha

Re: Elektromotor zum Generator umfunktionieren

Verfasst: Do 10. Mär 2016, 23:14
von atedeutzMA116
ich habe selbst auch dieses problem gehat [ ich habe ein elektromotor die bekam ich kostelos !

und habe das innen aus geholt und 12V lichtmaschine eingebaut !

lese dieses beitrag

off-topic-f20/12volt-generator-eigenbau-t5736.html

Re: Elektromotor zum Generator umfunktionieren

Verfasst: Do 10. Mär 2016, 23:48
von iRon
Motorenmicha hat geschrieben:Den ein original erhaltener und in Betrieb genommener Elektromotor ist doch mit seinem Erscheinen und Betriebsgeräuschen nicht minder, einer Verbrennungsmaschine!?
Das sehen hier sicherlich viele so. Sind halt nur schlecht bei Veranstaltungen zu versorgen.

restaurationstagebucher-iron-f50/schlei ... t3746.html

Wenn aber schon der Anlasser bei den Schleifringläufern fehlt - was willst Du sonst noch damit machen?

So viele Generatoren sind ja nun nicht mehr auf dem Markt das es hier freie Wahl gibt.

Zu den technischen Hindernissen kann ich nichts sagen.

Re: Elektromotor zum Generator umfunktionieren

Verfasst: Fr 11. Mär 2016, 12:29
von Standuhr
Hallo Micha,
gut das du das Thema anschneidest. Ich denke du bist vom Fach und es wäre gut wenn man die Beschaltung von Asynchron Motoren als Generator , mit und ohne Anlasser, dem Laien mit Schaltbilder erleutert.Gleichstrommaschinen sind rar und mittlerweile teuer geworden. Hoffentlich ohne ausufernde Sicherheitsdiskussionen, jeder muß wissen was er tut,bei Ungewissheit Finger weg.
Weiß nicht ob man im Forum eventuell eine eigene Rubrik mit Antriebsmaschinen für Standmotoren machen könnte, wo ja so etwas rein gehören würde.
Klar, man muß auch bedenken das wir keinen Strom ins Netz einspeisen , sondern nur ein paar Glühbirnen zum Leuchten bringen wollen!!

Gruß Klaus

Re: Elektromotor zum Generator umfunktionieren

Verfasst: Fr 11. Mär 2016, 19:15
von wolfgangmarek
grüss gott, egal wie- auch ich habe schon motoren ausgehöhlt und gegen eine lichtmaschine ersetzt- batterie - spannungswandler von 12 auf 220 v , ich bringe die einheit mit nach unterwellenborn zur ansicht- wenn der diesel will...gruss wolfgang

Re: Elektromotor zum Generator umfunktionieren

Verfasst: Fr 11. Mär 2016, 22:08
von Standuhr
Hallo Wolfgang,
das ist eine super Idee wie ja schon atedeutzMA116 erwähnt hat. Aber natürlich nur für alte geschlossene Motoren interessant da man den Umbau dan nicht sehen kann. Ich habe zwei Gleichstrommaschinen, hier ist es einfach ein paar Volt mit wenig Drehzahl zu erzeugen genug für 24 V oder 60 V Glühlampen. 220 Volt Nostalgie Glühlampen gibt es seit letztes Jahr übrigens erschwinglich im Bauhaus. Habe ich Zuhause auch im Schlafzimmer und in der Küche dann ist der Aufwachschock nicht so schlimm,morgens!! :D Das Licht ähnelt einer Kohlenfadenlampe.

https://www.bauhaus.info/suche/produkte ... %BChlampen

Gruß Klaus

PS: In der Bucht auch in 110V erhältlich

Re: Elektromotor zum Generator umfunktionieren

Verfasst: Sa 12. Mär 2016, 22:20
von Motorenmicha
Guten Abend,

die Restaurierung und Wiederinbetriebnahme des Schleifringmotors der Elektrizitäts-G. Siriuswerke Leipzig, von User iRon, ist einfach beispielhaft, wie man mit historischen Elektromotoren verfahren sollte!
Einfach erstklassig!!!

Durchaus ist mir bekannt, das bei Demontagen häufig die Anlasser oder andere wichtige elektrische Hilfseinrichtungen vergessen oder gleich verschrottet wurden und dann später zum Beispiel kein Anlasser mehr zur Verfügung steht. Hier kann aber auch mit anderen Schaltungen Abhilfe geschaffen werden. Den es reicht im Leerlauf aus (bei Schleifringmotoren), das eine Wiederstandeinheit zugeschaltet wird und dann gleich die Kurzschließung erfolgt, es darf eben nur nicht ein vielfacher Strom zum fließen kommen!

Es ist richtig, das es kaum Generatoren aus der gewünschten Zeit und mit einer annehmbaren Größe gibt. Daran wird sich auch nicht viel ändern, den in der Anfangszeit waren Generatoren in diesen Größen einfach zu ineffektiv! Darum ist mein Tipp: einfach eine Blackbox bauen und einen heutigen Generator darin unterbringen.

Ich werde hier keine Schaltbilder oder Anleitungen pauschal zu diesem Thema veröffentlichen, den es ist gar nicht möglich, diese Thematik zu pauschalisieren!
Wenn ich schon lese, das „so“ drei mal 30 uF Kondensatoren reichen und das einfach auf jeden Elektromotor anwendbar ist, ohne eine notwendige Versuchsreihe aufzustellen, so wird mir klar das die Effekt, die einer Elektrischen Maschine vor sich gehen nicht voll bekannt sind.
Den zum Beispiel sind für eine richtige Bestimmung der Kapazität (Asynchrongenerator) viele Faktoren zu beachten. Es fängt mit Frequenz an, die in Abhängigkeit der Polzahl und Drehzahl steht, daraus resultiert der induktive Widerstand der Wicklung, dazu kommen noch die Belastungszustände und damit ergibt sich dann die Kapazität.
Dennoch sind schädliche Spannungsspitzen ohne Veränderungen (Umwickeln, Hilfseinrichtungen einbauen usw.) nicht verhinderbar und das wäre für einen historischen Elektromotor einfach zu schade!

Gerade nur eine „Lampe“ betreiben ist eine viel ungünstigere Belastung, als wenn man ins Netz einspeisen würde. Denn wie ich schon beschrieben habe, gibt es viele Effekte die in einer elektrischen Maschine auftreten und hier würde es sogar noch zu einem sehr ungünstigen „Magnetabriss“ kommen (immer wenn das Magnetfeld vom Läufer, an der aktiven Phase vorbei ist).

Gruß
Micha

Re: Elektromotor zum Generator umfunktionieren

Verfasst: So 13. Mär 2016, 08:26
von BUMI
Moin, Micha, weil Du offenbar mit der Materie vertraut bist, eine frage zum "Magnetabriss":
Ich habe bei meinem Schleifringläufer den Sternpunkt der Läuferwicklung gefunden und könnte somit die drei Wicklungen in Reihe schalten. Am Ursprungszustand müsste ich nicht allzuviel zerstören. Es wäre nur eine Verbindung zu öffnen und zwei neue zu schaffen.
Würde das den unschönen Zustand etwas verbessern?
Gruß, Burgfried