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Sendling, Münchner Motorenfabrik
Verfasst: Mo 25. Okt 2010, 16:45
von jaki
heute habe ich einen sensationellen Fund gemacht:
ein Sendling Benzinmotor in schönem unverbasteltem Zustand

!
doch was ist so ein Motor eigentlich wert? (wenn er läuft) denn solch ein Fund ist ja nicht ganz alltäglich
da das erst mein zweiter Motor ist kann ich das natürlich relativ schlecht einschätzen.
hier der link zu einem ganz ähnlichen Motor. ich kann aber nicht sagen obmeiner der gleiche ist, da man ihn in der finsteren Hütte icht so gut erkannt hat.
http://home.arcor.de/motorenbau/herstel ... ng/svo.jpg
morgen folgen Bilder meines Exemplars

der ist komlett, inkl. Werkzeug und auf einem Fahrgestell mit 2 Achsen montiert.
Mfg. Jakob

Re: Sendling, Münchner Motorenfabrik
Verfasst: Di 26. Okt 2010, 12:44
von jaki
so wie versprochen die Bilder:
der Motor ist komplett.
sogar das Werkzeug und der Ölmessstab sind noch da

der Tropföler ist auch vorhanden jedoch demontiert. (wie funktioniert der eigentlich?)
wie viel PS hat der ? 15ps? vlt. auch nur 10ps? wie viel Liter Hubraum hat der?
hat einer von euch den gleichen?
Wenn das Internet recht hat ist es ein Sendling aus der SVO- Baureihe. Die wurde ab 1923 gebaut.
Kann man mit der Motornummer vom Typenschild das Baujahr genauer datieren? (Motor nummer vom Typenschild: 8619 )
Mfg. Jakob

Re: Sendling, Münchner Motorenfabrik
Verfasst: Di 26. Okt 2010, 12:50
von Junkersonkel
Ps würde ich eher auf 4-6schätzen.Hubraum solltest du mal Bohrung und Hub messen.
Baujahr ist von unten unter den Zylinder in den Motorblock eingeschlagen.Mfg.Christian.
Re: Sendling, Münchner Motorenfabrik
Verfasst: Di 26. Okt 2010, 16:08
von dampfspieler
Hallo Jakob,
da kann Deine Freundin jetzt sicher sein, dass es stimmt, wenn Du sagst, dass Du in die Werkstatt gehst

.
... der Tropföler ist auch vorhanden jedoch demontiert. (wie funktioniert der eigentlich?) ...
Der Tropföler ist recht übersichtlich aufgebaut.
Das zentrale Teil ist das Messingtragrohr. Dessen unterer Teil mit den vier Querbohrungen (Schaulöchern) nimmt alle anderen auf. Das obere Rohr ist hohl und hat an seinem oberen Ende ein Außengewinde, auf den die Mutter (große runde) geschraubt wird, die die Glasvase, den Deckel der Glasvase (großes Teil mit zentralem Loch und Segmentloch) und den Verschluß (kleines Teil) auf diesem hält. Die kleine Sechskantmutter trägt die Justiernadel und den Absperrmechanismus.
So ein Tropföler funktioniert wie folgt:
- die Reguliernadel gibt das Auslaufventil frei, so dass Öl durchfließen kann,
- am Tropfenbildner bildet sich der Öltropfen (ist durch die Schaulöcher zu sehen),
- wenn der groß genug ist, fällt er in den Tropfenfänger,
- von dort fließt er dem Lager zu
Die Ölmenge kann mittels Herein- (weniger Tropfen) oder Herausdrehen (mehr Tropfen) der Ventilnadel reguliert werden. Nach Betriebsende kann die Nadel abgesenkt und das Ventil geschlossen werden, so dass das Lager wirklich nur dann geschmiert wird, wenn die Maschine läuft.
Üblicherweise ist das Ventil geschlossen, wenn der obere Abschlußknopf ganz oben drauf quer liegt (optische Kontrolle) - damit sieht man mit einem Blick, ob alle Schmierstellen Öl bekommen.
Ich wünsche Dir Erfolg und bin schon mal auf den Fortgang gespannt.
Grüße Dietrich
Re: Sendling, Münchner Motorenfabrik
Verfasst: Di 26. Okt 2010, 18:47
von jaki
danke für die vielen und vorallem schnellen Tipps
um so mehr ich mich mit dem Motor beschäftige um so sicherer bin ich das er ohne probleme laufen wird.
die Ölversorgung ist mir jedoch nicht ganz klar??
der Tropföler tropft von oben auf den Kolben und das Pleul.
die Kurbelwelle "schaufelt" mit zwei Drähten a der Unterseite Öl in die Laufbuchse, an die unterseite des Kolbens.
Die Kurbelwellen Lager werden händisch mit einer Ölkanne über den jeweils nur draufgelegten "Stöpsel" geschmiert.
wofür ist jedoch der Ölmessstab? Ich habe festgestellt das dieser mit der Ölablass-schraube direkt darunter zusammenhängt. was wirdaber damit geschmiert?
und wird in die Kurbelkammer Öl eigefüllt oder kommt das alles ber den Tropföler hinein?
und welches Öl muss verwendet werden? SAE90 oder so in der art? Was verwendet ihr bei solchen alten Motoren?
und wo befindet sich die De-Kompression? Ist das diese schraube nebender Kerze? trau mich nicht recht dort was zu drehen wenn ich noch nicht sicher bin das eas das auch ist wofür ich es halte
und Warum gibt es einen ca. 2cm dicken "Schacht" der von aussen in das Kurbelgehäuse führt?
Danke für die Hilfe,
Bilder Folgen morgen
Mfg. Jakob

Re: Sendling, Münchner Motorenfabrik
Verfasst: Di 26. Okt 2010, 22:44
von dampfspieler
Hallo Jakob,
Tropföler werden meist zur Lagerschmierung verwendet, für die Kurbelwellenlager könnte ich mir das gut vorstellen. Der Kurbeltrieb wird eher durch das im Motor befindliche Öl geschmiert.
War der Tropföler montiert, als Du den Motor bekommen hast oder gibt es Bilder von anderen Motoren, wo man mal nachsehen könnte?
Grüße Dietrich
Re: Sendling, Münchner Motorenfabrik
Verfasst: Mi 27. Okt 2010, 10:00
von jaki
ja, ich gebe zu, meine Beschreibung ist ohne Bilder schwer verständlich.
am Abend werde ich gleich welche einstellen.
Der Tropföler war einzeln im WerkzeugFach in einer Kartonröhre, Gottsei Dank denn sonst wäre er warscheinlich kaputt.
Mfg. Jakob
Re: Sendling, Münchner Motorenfabrik
Verfasst: Do 28. Okt 2010, 12:57
von motorenbau
Hallo
Es freut mich, mal woanders so einen Motor zu sehen. ich besitze selber einen SG, der hat 3PS und ist identisch aufgebaut. Leider fehlt bei meinem der Original-Auspuff. Es wäre schön, wenn ich davon Bilder oder Skizzen bekommen könnte, damit ich mir einen nachbauen kann. So jetzt aber zu Deinen Fragen.
Das Baujahr ist bei Sendling oft unter dem Zylinder eingegossen. Also entweder mal drunter kriechen oder umdrehen. Die eingegossene Jahreszahl bezieht sich auf den Guss, der Motor kann also auch 1-2 Jahre jünger sein.
Der Ölstand im Motor ist in sofern wichtig, weil die Drähte oder Bleche am Pleuel das Öl aus dem Kurbelgehäuse zur Schmierung im Motorinneren herumspritzen sollen. Ist der Ölstand zu hoch, wird zu viel Öl herumgespritzt und der Motor fängt an blau zu qualmen. Ist zu wenig Öl drin, dann wird er folglich nicht genug geschmiert. In der regel fließt das Öl aber aus den Lagern und dem Tropföler ins Kurbelgehäuse, so dass immer wieder Öl abgelassen werden sollte.
Dekompression ist bei dem Motor nicht vorgesehen, weil er nur niedrig verdichtet ist. Also zum Anlassen gegen Andrehrichtung zurückdrehen, bis der Kompressionswiderstand zu spüren ist und dann mit Schwung loslegen. Das klappt zumindest bei meinem WS308 einwandfrei und Dein Motor ist ja wahrscheinlich noch schwächer verdichtet. Der Rändelverschluss am Zylinderkopf auf dem Deckel neben der mit der Zündkerze ist für die "Starthilfe". Da die Motoren damals mit den minderwsertigen Kraftstoffen oft schlecht angesprungen sind, konnte man die Schraube öffnen und vor dem Andrehen etwas Äther oder Lechtbenzin in den Zylinder träufeln, damit er besser anspringt. Das ist aber bei der heutigen Benzinqualität nicht mehr nötig und auch eher gefährlich (Motor kann heftig zurückschlagen).
Zum Baujahr über die Motornummer kann ich Dir heute Abend mehr sagen. Da bin ich zu Hause (im Moment habe ich Mittagspause im Geschäft) und kann mal in meine Liste mit mir bekannten Sendling-Motoren sehen. Vielleicht lässt sich da was rausfinden.
Zur Leistung kannst Du mir Gewicht und Maße (lxbxh, Durchmedder von Schwungrädern und Riemenscheibe) schicken, dann kann ich mal meine Prospekte durchsehen, ob das was passt. Dann hättest Du evtl. auch eine Typenbezeichnung.
Bei weiteren fragen, schreib einfach wieder.
Gruß vom Bodensee
Christian
Re: Sendling, Münchner Motorenfabrik
Verfasst: Do 28. Okt 2010, 20:01
von jaki
Also erstmal vielen Dank für die guten Antworten!
so, nach säuberung des Kurbelgehäuses von öl-, >Staub- und Dreck-Krusten hab ich festgestellt das da eine kleine Bohrun ist die den Ölmessstab und die Ablassschraube mit der Ölwanne verbindet.
der Tropföler wird bei diesem Röhrchen angeschraubt.
Das von der Kurbelwelle verspritzte öl will auf dem Deckel zum tiefsten Punkt rinnen und das ist dieses Blech das noch zwei solche "Buckel" hat. von dort tropft es dann direkt auf das Lager von KW und Pleul.
Doch wozu man diesen Blechkanal gemacht hat ist mir noch Schleierhaft
und hier noch die "Stopeln" der KW-Lager:
Es kam auch schon Lack zum vorschein.
Zündung hat auch relativ guten Funken.
ich denke bis Diensttag wird er mit schöner Patina da stehen, und natürlich auch laufen.
zur Technik:
Bohrung: 120mm
Hub: 152mm
Hubraum: 1,72Liter
ich kann mir aber trotz der geringen Verdichtung nicht vorstellen dass da nur 3 PS entstehen. Aber wie Christian ober mir schon sagte kann er ja evtl in seinen Unterlagen nachschauen.
Riemenscheiben Durchmesser: 250mm
Schwungscheiben Durchm.: 500mm Breite: 50mm
Wasserkasten Länge: 260mm Breite: 240mm
Und natürlich noch der Auspuff für Christian

und hier saugt der Vergaser dann bereits "angewärmte" Luft an:
und die Maße, müssten normaler weiße reichen.
Die Länge von Gewinde hab ich nicht gemessen, weil er ja dort schon jahrzehnte drin steckt
Mfg. Jakob
Re: Sendling, Münchner Motorenfabrik
Verfasst: Do 28. Okt 2010, 23:15
von motorenbau
Hallo
Erstmal Danke für die Bilder vom Auspuff. Wenn Du ihn je zerlegen solltest, würde mich noch der "Inhalt", bzw. die 2 Bleche die den Trichter oder die "Auspuffbrause", wie es im Prospekt heißt, vorne verschließen, interessieren.
Nach dem Riemenscheiben-Durchmesser könnte es der SD (4PS) oder der SJ (5PS) sein. Zum Vergleich: der SC hat 4PS aus 1,02 l (100x130 mm) und der SG 6PS aus 1,8 l (120x160mm). Da von diesen Motoren so viele verschiedene gebaut wurden, kann ich Dir den genauen Typ leider nicht sagen, aber die Leistung wird jetzt abschätzbar. Ich denke um die 5PS.
Der Motornummer nach müsste er so zwischen 1924 und 1926 liegen.
Als Motoröl würde ich unlegiertes SAE30 nehmen. Das wollen auch die meisten älteren Rasenmäher-Motoren mi Schleuderschmierung. Mehrbereichs-HD-Öl wie z.B. 15W-40 ist nicht so gut geeignet, weil es für Motoren mit Ölfiltern entwickelt wurde. Es hält den Schmutz in der Schwebe und verhindert, dass er sich absetzen kann. Hat men einen Ölfilter ist das gut, der Schmutz wird ja in ihm festgehalten. Bei Spritzölschmierung gelangt der Schmutz immer wieder in alle Lager. deshalb das altmodische Einbereichsöl und bei jedem Ölwechsel das Kurbelgehäuse innen sauber putzen, weil sich bei so einem Öl der Drech am Boden absetzt.
Gruß
Christian