Schaden am Zylinderkopf

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Helmsman2
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Re: Schaden am Zylinderkopf

Beitrag von Helmsman2 »

Ich habe von einem Bekannten gehört, der alte Motorräder restauriert und der auch schon gebrochene Gussteile hatte, dass man Guss mit guten Erfolgsaussichten mit einer Nickelelektrode schweissen kann.
Dabei sollte das zu schweissende Teil gut vorgewärmt sein. Man darf immer nur kurze Stücke schweissen und muss die Schweissnaht gleich im Anschluss hämmern, damit sie ihre Spannung verliert. Da Nickel sehr weich ist, ist wohl die Gefahr von Rissbildung nicht so groß.
Hat jemand hier aus dem Forum auch schon mit Nickelelekroden geschweisst oder kann das oben Gesagte bestätigen?

Viele Grüße
Klaus
SwissEngines
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Re: Schaden am Zylinderkopf

Beitrag von SwissEngines »

Hallo Klaus,
Ich war mit meinem durch unsachgemässe Reparaturschweissung verpfuschten Zylinder bei 2 Firmen welche sich auf solche Reparaturschweissungen spezialisiert haben.
Beide haben mir von einer weiteren Schweissung abgeraten.

MfG. Daniel
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Standuhr
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Re: Schaden am Zylinderkopf

Beitrag von Standuhr »

Hallo Klaus,
Nickelbasiselektroden (Kaltarbeitselektroden) bestehen hauptsächlich aus Nickel mit anderen Legierungsbestandteilen. Das ist ein artfremder Schweißzusatz das heißt bei der Verarbeitung darf das Schweißgut maximal (je nach Elektrode) 100-150 c° heiß werden sonst bekommst du beim Erkalten hohe Spannungen und Risse. Am besten schweißen bis man gerade noch dran fassen kann und warten bis es wieder etwas abkühlt . Hämmern ja, verdichtet die Schweißnaht und verhindert Spannungen. Nickel ist sicher nicht weich sondern sehr hart und läßt sich nachher sehr schlecht,selbst mit Hartmetallwerkzeugen, bis fast nicht bearbeiten. Das a und o bei jeder Schweißnaht ist die Vorbereitung d.h. das Schweißgut muß frei von Fremdstoffen und Schmutz sein. Auch verbrauchtes ,totes Material hat hier nichts zu suchen und muß großflächig entfernt werden.
In deinem Fall ist das sehr schwierig da man den Zwischenraum des Wassermantels nicht vernünftig säubern kann (sandstrahlen). So wie das ausschaut wurde hier halt außen mal kurz drüber geschliffen und dann mit einer Elektrode mal drauf gebraten. Man kann viele Poren und Einschlüsse sehen.

Hier nochmals ein paar Infos:

http://www.170v.de/yabbfiles/Attachment ... eissen.pdf

https://www.kug.bdguss.de/fileadmin/con ... sen-GG.pdf

Beim Gußschweißen ist das immer so eine Sache. Wenn man da andere Bastler fragt , kein Problem ,habe ich schon gemacht ,oder ich kenne jemanden der einen kennt. Dann hat das einer mal gesehen wie man das macht usw.
es fehlen oft jegliche Zusammenhänge wie man da vorgeht und wie Daniel schon gesagt hat wird der Schweißversuch oft schlechter wenn man da wieder dran geht. Einen kleinen Halter irgendwo dran schweißen ist was ganz anders als wenn ich große komplexe Teile habe.
Du hast ja hier nicht wirklich Druck im Wassermantel und er wird auch nicht statisch belastet . wenn er etwas Wasser schwitzt ist eine Reparatur mit einem elastischen Dichtwerkstoff ,am besten noch von Innen,der temperaturbeständig ist sicher die bessere Wahl.

Gruß Klaus
Helmsman2
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Re: Schaden am Zylinderkopf

Beitrag von Helmsman2 »

Hallo Klaus und Daniel,

danke für Eure Einschätzungen und Eure Tips.
Ich werde wohl zunächst mal zusehen, dass der Motor überhaupt zum Laufen kommt. Da gibt es vorher ja auch noch einige Aufgaben zu lösen. Wenn es mir nicht gelingt, wäre eine schöne Reparatur ja auch umsonst. Wenn der Kühlwassermantel nicht ganz dicht ist, ist das zwar ein Schönheitsfehler, aber noch kein Beinbruch.
Die Lock´n´Stitch Methode ist mir momentan noch zu radikal. Ich nehme ungern was vom "gesunden" Material weg, um es dann durch eingeschraubte und eingeklebte Bolzen zu ersetzen. Das wäre in meinen Augen erst der letzte Ausweg.

Klaus
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