Instandsetzung Sendling SVO

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Christoph
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Instandsetzung Sendling SVO

Beitrag von Christoph »

Hallo,
da mein Sendling Projekt fast abgeschlossen ist und ich doch tatsächlich ein paar Bilder gemacht habe, möchte ich sie euch nicht vorenthalten.
Leider sind es nicht so viele wie ich eigentlich machen wollte, aber wenn ich am schrauben bin, vergess ich das Fotografieren :roll:
So hier nun der Fundzustand
IMG_20201017_145715.jpg
IMG_20201017_145732.jpg
Die Bestandsaufnahme ergab:
Motor dreht, wenig verdichtung, Tank fehlt, vom Tropföler nur noch das Rückschlagventil vorhanden, Auspuff nicht vorhanden, kein Frostschaden, Pleuellager und Kolbenbolzen sehr guter Zustand,Kurbelwellenlager 0,6mm Luft!!, Kipphebelachse etwas Spiel aber vertretbar, Ventilbohrungen ziemlich ausgelutscht, Zündmagnet funkt schwach.
Kurz gesagt war der Zustand vernachlässigt aber gut rettbar.
Erster Schritt, demontage der Schwungräder mithilfe meines Spezialabziehers und sanften schlägen mit einem großen Kunstoffhammer auf den Rand der Räder.
IMG_20201017_164228.jpg
Christoph
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Re: Instandsetzung Sendling SVO

Beitrag von Christoph »

Weiter ging es mit dem zerlegen des Motors.
Zylinderkopf, Kolben, Nockenwellenzahnräder, Kipphebel usw. Es wurde alles abgeschraubt was nicht verschweißt war :lol:
Dabei kam ein Mäusenest zum vorschein! Die Tierchen haben wohl im hintersten Eck des Wasserkastens gehaust :o
Dann kam meine liebste Arbeit. Das putzen aller Teile und entfernen des jahrzehnte alten Schmodders :|
Vor lauter putzten hab ich leider das Knipsen vergessen.
Als nächstes hab ich die Messingteile mit Zitronensäure gereinigt. Funktioniert super.
Vorher
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Nachher
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Der Vergaser kam auch dran
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Das Ergebnis
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Christoph
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Re: Instandsetzung Sendling SVO

Beitrag von Christoph »

Der originale Tank hat leider beim Kauf gefehlt.
Hab mir dann einen in der Größe etwa passenden besorgt.
Leider war dieser innen, neben jeder Menge altem Zweitacktgeschmiere, auch ziemlich verrostet :(
Hab dann mal wieder mein altes Ladegerät angeworfen und den Tank mittels Elektrolyse entrostet.
Sieht übel aus, aber es wirkt :lol:
IMG_20201229_124626.jpg
Opferanode mit angesammelten Rost
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Der Rest eines neuen Vierkantstahls
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Christoph
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Re: Instandsetzung Sendling SVO

Beitrag von Christoph »

Zwischenzeitlich hab ich jemanden gefunden, der mir die Kurbelwellenlager aus RG7 nach Zeichnung anfertigen konnte.
Die alten Original- Lager hatten wie schon beschrieben 0,6mm Lagerluft. Ca. 0,05mm sollten sie haben :!:
Desweiteren hatten die Lagerschalen im Gehäuse Spiel, sodass die Bohrungen der Lagerfixierung oval ausgeschlagen waren. Selbst der Messingstift der Fixierung war fast abgeschert. Die Stifte hab ich dann ausgebohrt und Schwerspannstifte verbaut.
Alte Lager
Alte Lager
Ausgeschlagene Fixierbohrung
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Neue Lager noch ohne Bohrungen
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Christoph
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Re: Instandsetzung Sendling SVO

Beitrag von Christoph »

Nach dem demontieren der Kurbelwelle hab ich diese interessehalber mal vermessen.
Das ergebnis ist ein leichter aber vernachlässigbarer Höhenschlag auf einer Seite der Welle. Es könnte sein, dass das sogar ab Werk so war ;)
Außerdem ist die Welle an den Lagerstellen eingelaufen.
Mit der Kante im Zylinder ein Indiz für eine rel. hohe Laufleistung des Motors.
Problem, die Welle kann nicht abgeschliffen werden.Der Drehzahregler läuft satt auf der Welle, das Nockenwellenzahnrad hat eine Passung und die Konen der Schwungräder würden kürzer werden.
Nach genauem messen stellte sich heraus, dass die Welle ziemlich genau 0,05mm eingelaufen ist.
Glück im Unglück. Da das Lagerspiel 0,05mm betragen sollte, ließ ich die Buchsen auf den ursprünglichen Durchmesser der Kurbelwelle drehen. Leicht angewärmt konnte ich die neuen Lager über die Welle schieben, so dass ich an den eingelaufenen Lagerstellen wieder das Sollmas habe :D
Vorher hab ich natürlich noch in die Lager Ölnuten eingefräst und die Bohrungen historisch korrekt gebohrt. 8-)
IMG_20210109_153405.jpg
IMG_20210108_183344.jpg
Christoph
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Re: Instandsetzung Sendling SVO

Beitrag von Christoph »

Und weiter gehts.
Nachdem der Zylinderkopf endlich sauber und von den letzten, hartnäckigen Dichtungsresten befreit war konnte ich die Ventile einschleifen.
Das Auslassventil war am Sitz ziemlich angerostet, so dass ich den Ventilsitz im Kopf am liebsten neu gefräst hätte. Allerdings habe ich nur einen Universalfräser für Ventilsitze, der so groß ist, dass ich nicht in die Bohrungen der Ventile gekommen bin.
Somit hab ich's eben beim einschleifen belassen.
Erst mit grober, dann mit etwas feinerer Schleifaste.
Da der Kopf keine Ventilsitzringe hat, sondern die Sitze direkt in den Guß gefräst sind, passen sich die Sitze meiner Erfahrung nach, mit der Zeit wieder an.
Wie vorhergesagt gibt's davon leider auch keine Bilder :oops:
Nebenher hab ich dann noch alle Teile mit meinem Universalmittel, Leinölfirnis, eingerieben und versiegelt.
Da kam dann auch die noch erhaltene, originale Farbe wieder schön heraus.
Zwischenzeitlich noch einen neuen Tropföler besorgt, und diesen mittels Distanz- und Reduziestücken, die ich im Geschäft (eine Schreinerei :lol: ) gefunden und angepasst habe, auf das ursprüngliche Rückschlagventil
montiert.
IMG_20210124_124720.jpg
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Re: Instandsetzung Sendling SVO

Beitrag von Christoph »

Nun gings langsam an den zusammenbau :D
Eine neue Kopfdichtung musste auch noch angefertigt werden.
Nach mehreren Vorschlägen aus dem Forum, hab ich mich schließlich für Dichtungsmaterial von Reinz entschieden. Das Material heißt AFM22 und hat eine Metalleinlage. Leider nur in1,5m zu bekommen. Reicht dann mind. für 20 weitere Projekte :lol:
Hab die Dichtung dann, wegen der Metallvetstärkung, mit dem Dremel mit Minnitrennscheibe ausgeschnitten.
Dagegen waren die Dichtung für den hinteren Deckel und Vergaser ein Kinderspiel.
Apropos Dichtung. Beim saubermachen hab ich noch eine Dichtschnur am vorderen Flansch des oberen Gußdeckels gefunden. Die Dichtschnur war natürlich komplett hinüber.
Als Alternative hab ich mir von einer Freundin, die Lederarbeiten macht, einen Streifen Leder schneiden lassen, der genau die Dicke der Nut im Deckel hatte :D
Lederstreifen
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Christoph
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Re: Instandsetzung Sendling SVO

Beitrag von Christoph »

Die Montage der Kurbelwelle und des Nockenwellenzahnrades war dann kein Problem.
Den Kolben wollte ich dann wie bei der Demontage, von hinten in die Laufbuchse schieben. Auch die Anfasung der Laufbuchse sprach dafür.Wegen der sehr beengten Platzverhältnisse hab ich letztendlich den Kolben doch von vorne Montiert.
Dann ging alles schnell. Da alles soweit vorbereitet war, musste nur noch zusammengeschraubt werden.
Inzwischen war auch der frisch aufmagnetisierte Zünder wieder angekommen, und konnte an seinem angestammten Platz verschraubt werden. Ein erster Test ergab einen super Funken.
Auch der Auspuff und eine, aus einem vorhandenen Rohr, gefertigte Riemenscheibe hat der Postbote gebracht. Diese Teile hat mir netterweise ein Forumsmitglied mit dem entsprechenden Know-how und passendem Maschinenpark gefertigt :D
Der kopf wurde wieder angeschraubt, wobei ich um die Wasserkanäle zusätzlich noch streifen mit hitzebeständigem Silikon aufgetragen habe.
Hab dann die Kopfschrauben mit dem Drehmomentschlüssel auf 70Nm angezogen.
Aufgrund der relativ weichen Kopfdichtung musste ich diese aber drei bis vier mal nachziehen bis sie sich vollends gesetzt hatte.
Schwungräder nach der Kurbelwelle ausgerichtet und festgeknallt vorher natürlich noch die Kipphebelwellen mit den langen Kipphebeln montiert und Ventilspiel eingestellt, Tropföler drauf und fertig :D
Ein Zündkabel hatte ich noch liegen und eine passende Zündkerze hab ich beim örtlichen Boschdienst nach wälzen von uralten Katalogen und Vergleichstabellen auch bekommen. Montiert hab ich den Motor einfachshalber auf der originalen Schleife bis ich mir was passendes überlegt habe.
Jetzt fehlt nur noch der Tank mit Leitung. Dafür muss ich aber noch ein Tankspannband machen und die passenden Schrauben für die Befestigung besorgen.
IMG_20210118_193356.jpg
IMG_20210122_160628.jpg
Christoph
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Re: Instandsetzung Sendling SVO

Beitrag von Christoph »

Soooo.
Nachdem ich mir, mal wieder aus dem Geschäft, passende Adapterstücke besorgt habe, damit ich provisorisch einen Schlauch am Vergaser festmachen konnte, stand einem ersten Startversuch nichts mehr im Wege.
Nochmals alles kontrolliert. Öl, Spätzündung, Regler, Vergaser, Benzin. Alles OK.
War ein bisschen aufgeregt und hab etwas zögerlich angedreht. Aber schon beim zweiten Versuch mit mehr Schwung ist er Tatsächlich angesprungen und lief sauber :D :D :D
Habe ihn jetzt am Wochenende mal mit Wasser gefüllt, und etwas länger laufen lassen.
Meine Freundin hat das ganze gefilmt und hier nun der zweite Start mit lauf.
[youtube]https://youtu.be/mmb1GmyCKPs[/youtube]
Ich habe bestimmt noch einiges vergessen zu erklären oder zu erwähnen, auch ärgere ich mich jetzt, so wenig Bilder gemacht zu haben. Dennoch hoffe ich, dass der Bericht gefällt.
Vielen Dank auch an alle, die mir bei diesem Projekt mit Rat und Tat geholfen haben :D
Ps. ein Film vom komplett fertigen Motor kommt noch,
kann jedoch noch dauern :roll:
Grüße Christoph
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Re: Instandsetzung Sendling SVO

Beitrag von motorenbau »

Hallo

Vielen Dank für die tolle Doku von Deinem Projekt. So etwas lese ich immer sehr gerne.

Gruß
Christian
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Mitglied M033 in der Interessengemeinschaft historische Motoren Deutschland (IG-HM)
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